Meran (ots) –
Apotheken sind schon heute in vielen Bereichen digital gut aufgestellt, etwa in der Warenwirtschaft. „Auch im sensiblen Bereich der Medikationsberatung brauchen die Apothekerinnen und Apotheker weitere digitale Unterstützung. Diese muss sich an den gelebten Prozessen orientieren, damit sie die Arbeit erleichtern kann“, sagte Professorin Dr. Hanna Seidling beim Fortbildungskongress pharmacon. Die Apothekerin leitet die Kooperationseinheit Klinische Pharmazie am Universitätsklinikum Heidelberg. Beim Fortbildungskongress der Bundesapothekerkammer erläuterte Seidling am Beispiel der Medikationsberatung, was die Digitalisierung leisten können sollte.
Ein Teil der Medikationsberatung ist die Erfassung aller Medikamente. Hier könne die Digitalisierung die Apothekenteams unterstützen. Seidling sah eine große Chance in der elektronischen Patientenakte (ePA). „Durchschnittlich dauert es 32 Minuten, bis in der Anamnese alle Medikamente erfasst worden sind. Ab Januar 2025 soll die „ePA für alle“ automatisch mit den Daten aus den verordneten und abgegebenen E-Rezepten befüllt werden, sofern die Patientinnen oder Patienten nicht widersprechen. Diese Daten sind eine gute Grundlage für die Erstellung eines Medikationsplans, der ab Juli 2025 ebenfalls in der ePA angelegt sein wird und auf den sowohl Ärzte und Apotheker zugreifen können, um weiter damit zu arbeiten. Ich bin optimistisch, dass das den Zeitaufwand auch in den Apotheken deutlich verringern wird“, sagte Seidling.
Herzstück der Medikationsberatung ist die Analyse der gesamten Medikation, unter anderem auf Wechselwirkungen oder Anwendungsfehler. Seidling: „Hier werden schon heute verschiedene elektronische Systeme zur Durchführung insbesondere zur Entdeckung von Risiken in der Medikation eingesetzt. Die Herausforderung: die Vielzahl der Warnungen, die dann entstehen. Hier braucht es Algorithmen oder auch Ansätze der künstlichen Intelligenz (KI), um die Alertlast zu reduzieren. „Ob ein potentielles Problem aber auch relevant ist, werden aber weiterhin nur Apothekerinnen und Apotheker im Austausch mit den Patientinnen und Patienten und den Ärztinnen und Ärzten bewerten können“, sagte Seidling.
Die Apothekerin sah auch das Risiko einer Überforderung der Patientinnen und Patienten im Umgang mit neuen Informationsquellen. Seidling: „In der Regel ist bei der KI unklar, welche Quellen genutzt wurden. Das kann bei gesundheitsbezogenen Informationen gefährlich sein. Patientinnen und Patienten sind Angebote mit qualitätsgesicherten Gesundheitsinformationen zudem oft weniger bekannt als zum Beispiel Wikipedia oder Suchmaschinen – auch hier können Apothekerinnen und Apotheker Aufklärungsarbeit leisten.“
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Quelle: ots