In einigen deutschen Großstädten wurden Spuren von Polioviren im Abwasser festgestellt. Diese Viren können potenziell die Kinderlähmung auslösen. Fachleute raten dringend dazu, den Impfstatus von Kindern zu kontrollieren. Bereits seit September wurden vermehrt positive Nachweise von Polioviren in Abwasserproben gemeldet – nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen europäischen Ländern wie Spanien, Polen und dem Vereinigten Königreich. Dabei handelt es sich um sogenannte zirkulierende impfstoffabgeleitete Polioviren (cVDPV) vom Typ 2, die von abgeschwächten Viren aus oralen Impfstoffen stammen. Der Nachweis solcher Viren zeigt, dass sie von Menschen ausgeschieden werden.
Ungeimpfte oder unvollständig geimpfte Personen sind gefährdet, sich bei infizierten Menschen anzustecken und an Poliomyelitis zu erkranken. Aus diesem Grund wird Eltern dringend empfohlen, den Impfstatus ihrer Kinder überprüfen zu lassen und gegebenenfalls fehlende Impfungen nachzuholen. Die Krankheit, bekannt als Kinderlähmung, ist eine hochansteckende Infektion, die vor allem Kinder unter fünf Jahren betrifft.
Mangelnde Polio-Impfquoten in Deutschland
Obwohl Polio in Deutschland als ausgerottet gilt, mahnen Experten, dass eine konsequente Immunisierung notwendig ist, um diesen Status aufrechtzuerhalten. Die Basisimpfung sollte im Säuglingsalter erfolgen, mit drei Impfdosen im Alter von zwei, vier und elf Monaten. Eine Auffrischung wird für Kinder im Alter von neun bis 16 Jahren empfohlen.
Aktuelle Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) zeigen jedoch, dass die Impfquoten in Deutschland nicht ausreichen. Laut der Veröffentlichung im Epidemiologischen Bulletin (50/2024) des RKI fehlen bei vielen Kindern wesentliche Impfungen. Mehr als 500.000 Kinder eines Geburtsjahrgangs verfügen bis zu ihrem ersten Geburtstag nicht über einen vollständigen Polio-Impfschutz, was 79 Prozent entspricht. Auch im Alter von zwei Jahren sind noch über 180.000 Kinder eines Jahrgangs (23 Prozent) unzureichend geimpft.
Um das Auftreten von Kinderlähmung zu verhindern, sei es essenziell, Impfserien rechtzeitig abzuschließen und bestehende Impflücken zu schließen, betonen Fachleute. Ziel ist es, eine Impfquote von mindestens 95 Prozent mit drei Impfstoffdosen bis zum Ende des ersten Lebensjahres zu erreichen.